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Ivar Kaasik

 

 

Ivar Kaasik. "Was hab´ ich getan?" Abstrakte Bilder 1993-2013.


Ivar Kaasiks abstrakte Bilder von 1993-2013 - Resonanz mit einer elektrifizierten Glühen, schwindelerregende Unruhe, pulsierende Energie, seine minimalen Kompositionen in ihrer Missachtung des Raumes. Bestehend aus fast monochromen farbige Flächen gegen einen weissen Boden gesetzt, mit makellosen Spannung, wo die Formen in wellenförmig 3D-Perspektive erscheinen. Vergleichbar mit abstrakter Maler wie Ellsworth Kelly und Frank Stella, Bildhauer Dan Flavin und James Turrell, vereint Kaasiks Arbeit die illusorische Qualitäten der Farbe mit der Körperlichkeit der veränderten Umwelt. Seine großen Bildformaten verschieben der Wahrnehmung des Schwerpunkts.

Wie eine Hommage an Künstler wie Joseph Albers und Marc Rothko, vereint Kaasik die metaphysischen Qualitäten der abstrakten Malerei mit der Zeitgenössische. Mit kontrastierenden Farbtönen bieten die Bilder subtile Täuschung durch Farbperspektive, dünne Linien, dessen geometrische Formen kontinuierlich prall und zurückweichenden ein illusionären Raum darstellen. Nahtlos in Öl gemalt, besitzt Kaasik-Leinwand eine künstliche Lebendigkeit, seine ätherischen Glanz erinnert an Plasma-Bildschirm-Technologie, schafft eine elektrisierende Aura, die sowohl geistig als auch synthetisch ist.

Art Center Berlin ist stolz, die erste Ausstellung der abstrakten Arbeiten von Ivar Kaasik zu präsentieren. Ausstellende 25 Ölgemälden sind reich an Farbe und Komplexität. Mit kühnen Kompositionen, spiegeln gleichzeitig Technik und Natur, verwischen die Vorstellungen von künstlichen und natürlichen, benutzt mythologischen Allegorien, wo die nördliche Farbtönen und Farbromantik von Casper David Friedrichs Landschaften kollidieren. Aber vielleicht sind die Gemälde eher an der phänomenologischen Licht in den eindrucksvollen Werken von James Turrell anlehnend - sowohl optisch als auch körperlich.

Kaasik hat viele historische und zeitgenössische Ideen in seinem klassischen Vision verflochten: diesmal mit überlappenden horizontale Bänder von Farbe. Echoes of Barnett Newmans Gemälde oder einem Sonnenaufgang über Ostsee mögen in den Sinn kommen. Landschaft wird unterbrochen durch eine vertikale Säule aus Licht. Es ist der Kontrast kompositorische Format, die unbestimmten räumlichen Beziehungen schafft - was ist im Vordergrund, was ist Oberfläche, welche Farbe ist es genau, und dann auch die Farben Verschiebung-Verwischung. Die Bilder erscheinen der Betrachter zweites mal nie das gleiche. Die subtile Verschiebung der Farbe zu Gegensatz den sinnlichen Oberflächen, das sind die Kaasiks ängstlicher Werke, wo rutschige Schönheit einmal urban und ätherisch scheint.

In Kaasiks Arbeiten sind grundlegenden Formen, das Format der Farbfeldmalerei, horizontale Bänder, Quadrate mit Plätzen und vertikalen Balken des Lichts, alle mit Farben erzeugt, die in Lösungsmitteltropfen oder in Graustufen. Am Anfang scheinen die Bilder wie Fenster in einen Raum mit farbigem Licht, die die Gesetze der Physik trotzten. Oder die Regentropfen. Es gibt Anspielungen auf irgendeine Art von Struktur oder Architektur.

Kaasik versucht immer die Elemente in den Bildern auf ein Minimum zu reduzieren. Er macht eine bewusste Anstrengung, um das Licht eher ephemeren und abstrakt wirken zu lassen. Mit das monochromatische Art der Arbeit wird die Malerei immer abstrakter und reduktiver. Mit nur einer Farbe beginnt das Bild auseinander zu ziehen.

Kaasik rekonfiguriert die metaphysischen Qualitäten der abstrakten Malerei für die heutigen Zeitalter. Seine Arbeit ist eine reduktive Technik, wo geometrischen Formen - oft erinnert das an moderne Technologien wie Plasma-Bildschirme und Video-Spiele - anschwellen und in illusionären Raum zurücktreten. Drängend, doch nachdenklich, zieht Kaasiks Arbeit Vergleich zu abstrakter Maler wie Mark Rothko, Ellsworth Kelly, Frank Stella und Joseph Albers.

Den klassischen Aspekten des fotorealistischen Ölbildes – Unschärfe und Wiedererkennbarkeit –  entgegengesetzt, belässt Ivar Kaasik (*1965 in Kingissepa, UdSSR) die abgebildeten Gegenstände in seinen Gemälden im Ungewissen und widersetzt sich so den gewohnten Betrachtungsparametern. Nur schemenhaft lässt der Künstler im Licht etwas auftauchen und in der angrenzenden Dunkelheit sogleich wieder verschwinden. Die aktuelle Ausstellung zeigt auch Kaasiks neueste Arbeiten, die bislang radikalsten Abstraktionen innerhalb seines Œuvres, und offenbart darin die Abstraktion, ihrer etymologischen Bedeutung gemäß, als eine »Malerei mit Licht« – befreit vom Glauben an die objektive Reproduzierbarkeit der Realität, wie sie dem mit aufklärerischem Denken behafteten Medium bis heute oft eingeschrieben ist.

Man kann an alles Mögliche denken, wenn man vor seinen großformatigen Abstraktionen steht. Alles – nur nichts Konkretes. Denn Kaasik, der ursprünglich Goldschmiedekunst an der Kunstakademie in Tallinn studiert hat, verzichtet auf das, was fotorealistische Malerei gemeinhin ausmacht: Schärfe, Tiefe, Bildmotive. Seine "Aufnahmen" sind Verweigerungen. Ein Reduktionsverfahren. Es waren Zweifel und Neugier, die diesen Prozess in Gang gesetzt haben. Zuerst gab es im Unschärfenebel von Kaasik noch eindeutige Verweise auf Wirklichkeiten. Schemenhaft erkannte man Menschen, Autos, Tiere, Straßen. Mittlerweile aber ist die Reduktion so weit vorangeschritten, dass das Knochengerüst der Bilder zutage getreten ist: Licht und Dunkel, Schwarz und Weiß.

Über die Welt erzählt Kaasiks Malerei heute kaum noch etwas. Da ist nur noch ein Ahnen. Wie in einer Beziehung, in der man sich über zu viel Vertrauen entfremdet hat. "Was hab´ich gesagt?" hat der Künstler daher seine aktuelle Ausstellung genannt. Ein letzter, wütender Appell vor der Stille.

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