Die wohl augenscheinlichste Charakteristik von André Wagners Fotografie ist eine oft surreal-intensive Farbgebung seiner Motive, die digital bearbeitet scheint. Doch der erste Eindruck täuscht. Nicht nachträglicher Manipulation, sondern einem performativen Einsatz von Licht und Zeit verdanken die Bilder ihre erhabene Wirkung. Ein solches Bild André Wagners kann über Minuten oder Stunden aufgenommen worden sein.
Kunsthistorikerin Dr. Wibke von Bonin verlieh ihm für seine Technik der ‚Feuerbilder’ den Titel „Magier des Lichts“ und tatsächlich strahlen seine Bilder eine gewisse Magie aus. So zum Beispiel ‚Vibrations’. Dieses Werk ist eine philosophische Auseinandersetzungmit der Lehre von Aktion und Reaktion, auch Karma genannt, sowie der Bedeutung des heiligen Flusses Ganges. André Wagner transformiert hier in einer Performance mit Feuer und Langzeitbelichtung essenzielle Informationen eines jahrtausendealten heiligen Wissens in eine Formsprache, die universal lesbar ist und schreibt gleichzeitig sich als Handelnden und als Handlung in das Bild mit ein.Der Künstler arbeitet dabei äußerst intuitiv. Er nimmt sich Zeit, die Landschaften, die er portraitieren und dokumentierten will, kennenzulernen. Nur wenn eine Szenerie – diese kann sowohl urban als auch natürlich sein – ihn emotional berührt, wird sie auf Zelluloid gebannt. Die Schöpfungsmythen verschiedener Kulturen und die Suche nach transzendentalen Momenten leiten ihn bei der Auswahl des Bildes. Weil er dabei nie weiß, welches Motiv ihn erwartet, reist André Wagner meist mit schwerem Equipment: verschiedenste Kamerasysteme kommen in seiner Kunst zum Einsatz, das Format der Ausstellung stets im Hinterkopf.Die Suche nach dem Magischen an der Welt, ein Staunen vor der Erhabenheit der Natur und ein ausgeprägter Respekt vor der kulturellen Vielschichtigkeit lassen ihn bevorzugt auf den indischen Halbkontinent pilgern, wo er seinen Ort der spirituellen Suche gefunden hat. Diesen versucht er fotografisch zu bewahren, denn der Einzug westlicher Kultur überschreibt schnell die örtlichen Riten, Mythologien und Traditionen.